Das historische Stolberg

Die Stadt Stolberg ( älteste Messingstadt der Welt ) ist heute von ca. 60.000 Einwohnern auf einem Gebiet von knapp 100 Quadratkilometern bewohnt. Sie ist entstanden aus kleinsten Anfängen. Eigenartigerweise sind die frühesten Funde nicht im heutigen Stadtkern gemacht worden, sondern in den umliegenden Orten, die heute zur Stadt Stolberg gehören.

Frühe Funde in Gressenich, am Breiniger Berg und in Atsch weisen auf römischen Erzbergbau im hiesigen Gebiet hin. Das weithin sichtbare Wahrzeichen der heutigen Industriestadt ist eine mittelalterliche Burg. Hinweise auf Stolberg sind zum ersten Mal in einer Urkunde  von 1118 zu finden.

Die industrielle Größe Stolbergs ist auf die Entwicklung der Stolberger Messingindustrie zurückzuführen. Diese ist aus der bereits  länger bestehenden Eisenindustrie hervorgegangen. Nach urkundlichen  Quellen wurde bereits vor 1500 in Stolberg Messing hergestellt.

Stolberg bot die idealen Voraussetzungen, wie das Vorkommen von Galmeifeldern, die leichte Beschaffung von Brennmaterialien und die ausreichende Wasserkraft, für die Messingherstellung; außerdem haben die Stolberger Territorialherren die Entwicklung aus wirtschaftlichen Gründen gefördert.

Ein besonderer Vorteil gegenüber der Aachener Messingindustrie bestand darin, dass die Kupfermeister in Stolberg nicht an Zunftstatuten gebunden waren. Außerdem siedelten viele Aachener Kupfermeister in Stolberg an, um den Glaubenskämpfen um 1600 zu entgehen, denen viele protestantische Kupfermeister ausgesetzt waren.

Durch ihren vorzüglichen Unternehmungsgeist kamen sie zu großem Reichtum. Die Stolberger Kupferhöfe waren in den frühen Jahren hauptsächlich aus Bruchstein festungsartig um einen Innenhof gebaut, denn vielfach waren die Kupfermeister gezwungen, sich gegen Kriegsvolk und Gesindel mit Waffen zu wehren.

Ein Wassergraben, der gleichzeitig mit einem Stauweiher für den Betrieb der Mühlen verbunden war, bot zusätzlichen Schutz. Im Hof lag meistens das Herrenhaus, das Ofenhaus mit seiner Vielzahl von Schornsteinen, entsprechend der Anzahl der Schmelzöfen, die Kupferkammer für das Abwiegen von Güssen und die Kohleschuppen sowie das Mondohlhäuschen zum Säubern von metallhaltiger Galmeischlacke.

Daneben war noch das Mühlengebäude zum Mahlen von Galmei und Getreide untergebracht. Außerdem gehörten zum Kupferhof die Wirtschaftsgebäude für Zugpferde und sonstiges Vieh sowie ein Backhaus und ein Braukessel, wo das Bier für die Ofen- und Mühlenknechte gebraut wurde. Nachdem das Schutzbedürfnis  im 18. Jahrhundert nachließ, öffneten sich die Kupferhöfe nach außen.

An die Stelle der Wehrhaftigkeit trat der repräsentative Charakter der Gebäude. Heute können in Stolberg noch eine Reihe von Herrenhäuser dieser Kupferhöfe bewundert werden. Wenn die Literatur auch stets den unternehmerischen Geist der Kupfermeister herausstellt, so ist selten etwas über die fast unmenschlichen Arbeitsbedingungen und die soziale Lage der namenlosen Ofen- und Mühlenknechte, die  bis zu 12 Stunden täglich arbeiteten und auf primitiven Lagern im Ofenhaus  oder im Gesindehaus untergebracht waren, gesagt.

Zur Burg gehörte stets eine Burgkapelle, die in den frühen Jahren von dem Burgherren auch für die Gottesdienste der Stolberger Einwohner bereitstand. Grundsätzlich war die Burgkapelle der katholischen Religion vorbehalten, da die Burgherren dieser Religion angehörten.

Sie scheuten sich jedoch nicht, auch den Lutheranern in der Zeit von 1592 bis 1606 die Burgkapelle für ihre Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Nachdem die Kapelle anschließend wiederum ausschließlich für die katholische Religion bereitstand, entschlossen sich die Lutheraner zum Bau einer eigenen kleinen Kirche im Vogelsang. Diese wurde im Jahre 1648 errichtet und war die erste Lutheranische Kirche im Herzogtum Jülich.

Die Kupfermeister gehörten fast ausschließlich der reformierten evangelischen Kirche an. Wir finden im Jahre 1575 die ersten reformierten Gottesdienste, für die Leonhard Schleicher seinen Kupferhof zur Verfügung stellte. Der erste Bau der reformierten Kirche in Stolberg auf dem Finkenberg stammte aus dem Jahre 1615.Der jetzige Bau, den der bekannte Architekt Tillmann Roland entworfen hat, stammt aus dem Jahre 1725.

Eine Besonderheit ist die Anlage des Friedhofes auf dem Finkenberg aus dem Jahre 1695. Da hier fast ausschließlich Kupfermeister mit ihren Familien beerdigt sind, wird er meistens als Kupfermeisterfriedhof bezeichnet. Die Besonderheit dieses Friedhofes sind die repräsentativen Grabmäler der Kupfermeisterehepaare, die neben den Familienwappen jeweils die Familiengeschichte präsentieren.    

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